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Suizid -
Ein paar Fakten zum Thema Suizid:
In der Schweiz sterben mehr Menschen an Suizid als bei Verkehrsunfällen. Suizid heisst Selbsttötung. Der so häufig verwendete Ausdruck "Selbstmord" ist fehl am Platz. Ein Mord unterscheidet sich von einer Tötung durch eine besonders verwerfliche Gesinnung. Das ist bei der Selbsttötung nie der Fall.
Grundsätzlich will jeder Mensch leben.
Sterben "will" nur, wer total resigniert ist, keine Hoffnung oder keinen Sinn mehr sieht und das Leben So, wie es ist, nicht mehr aushält.
Suizide im Rahmen von Exit und ähnlichen Organisationen wollen einem Leben in Abhängigkeit und Behinderung oder einen Zustand von Schmerzen, Atemnot oder dauernder Uebelkeit zuvorkommen.
Depression ist die häufigste Ursache von Suiziden, 90% der Menschen mit Suizidideen leiden an psychischen Problemen.
Suizidideen gehören bei ausgeprägten Depressionen fast zwingend dazu. Sie müssen erkannt, angesprochen und behandelt werden. (Behandeln kann man nicht die Suizidideen an sich, wohl aber die zugrunde liegende Krankheit.
Viele Depressive sind im Nachhinein froh, dass sie weiterleben dürfen.
Wie können wir die Suizidalität erkennen und einschätzen?
Das Einschätzen der Suizidalität ist in erster Linie die Aufgabe des Hausarztes oder Psychiaters. Es kann allerdings nicht schaden, wenn auch Laien die wichtigsten Kriterien kennen. Das Einschätzen der Suizidalität ist vergleichbar mit einer Wetterprognose. Je mehr Erfahrung, je besser die Computermodelle, desto präziser wird die Voraussage. Deshalb geht es in erster Linie um eine Wahrscheinlichkeit, die Zukunft kennt man bekanntlich erst, wenn sie Gegenwart geworden ist. Folgende Prinzipien können hilfreich sein:
Die Angst, dass das Fragen nach der Suizidalität diese geradezu provoziert, ist unbegründet. Im Gegenteil: Nicht nach Suizid-
Je konkreter der Plan, desto gefährlicher. Wer sagt: "Am liebsten würde ich einschlafen und nie mehr erwachen, aber antun würde ich mir nichts", ist passiv suizidal. Die Ideen sind zwar da, aber es besteht (noch) kein konkreter Plan.
Wer sagt: "es gibt eine unübersichtliche Bahnstrecke im Wald, immer zur ganzen Stunde fährt dort ein Zug vorbei", der ist hoch gefährdet.
Suizidideen ist das eine, Kräfte, die uns am Leben erhalten, das andere. Es ist deshalb elementar danach zu fragen, was einen zurückhält. Das können geliebte Menschen sein, eine Katze, eine Aufgabe, die man noch abschliessen will, oder aber religiöse Ueberlegungen. Relativ oft hört man: "Ich habe Angst, in der Hölle zu landen".
Man kann auch versuchen, die Stärke der Suizididee abzuschätzen. Ist es eine Idee, die man gelegentlich hat? Etwas, was unser Denken völlig gefangen nimmt? Etwas, was uns drängt und dem wir fast nicht widerstehen können? Ist es ein Zwang?
Das Wichtigste wurde bereits erwähnt: Daran denken und danach fragen!
Das gibt den Menschen das Gefühl, dass man weiss, worum es geht.
Als nächstes ist es wichtig, dass man eine Kontaktmöglichkeit ermöglicht. "Sie können mich jederzeit anrufen, auch nachts, wenn Sie es nicht mehr aushalten". Das kann ein Freund sein, ein Nachbar oder der Hausarzt.
Nichts ist so hilfreich wie Hoffnung oder ein Erfolgserlebnis. Sobald der Patient wieder einen Hoffnungsschimmer sieht, nimmt die Suizidalität meist dramatisch ab. Da diese Menschen mehrheitlich depressiv sind, ist die konsequente und kompetente Behandlung der Depression die wirksamste Massnahme gegen den Freitod.
Der Arzt wird gelegentlich auch dem Patienten das Versprechen abnehmen, sich nicht umzubringen. Dies ist nicht auf unbestimmte Zeit möglich. Es ist aber denkbar für einen Tag oder eine Woche oder bis zum nächsten Arzttermin.
Wenn alle Stricke zu reissen drohen, kann auch einmal eine Hospitalisation unumgänglich werden. Zur Not und zum Schutz auch gegen den Willen des Patienten. Das ist glücklicherweise selten notwendig. Dazu kommt: Auch eine psychiatrische Klinik bietet keinen 100%igen Schutz.
Spezialfälle:
Eine spezielle Situation kann im Rahmen eines Gewaltverbrechens vorkommen, wo sich der Täter, nachdem er eine oder mehrere Personen umgebracht hat, selber richtet. Er oder sie entzieht sich damit der Verantwortung.
Eine besonders gefährliche Situation ist der erweiterte Suizid. Hier nimmt man sich das Leben, nimmt aber noch eine oder mehrere Personen mit. In der Regel ist dabei kein verwerfliches Motiv zu erkennen, sondern im Gegenteil ein (untauglicher) Versuch, für seine Umgebung zu sorgen. Ein klassisches Beispiel wäre der Suizid einer Mutter, die ein behindertes Kind hat, das sie nicht alleine und hilflos zurücklassen will. Die Tragik des erweiterten Suizids besteht darin, dass mindestens zwei Leben betroffen sind und diese andere Person das nicht will.