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Depression: Von der Krise zur Chance
Bald Volkskrankheit Nummer eins!
Ueber Depression wurde schon sehr viel geschrieben. Es kann deshalb niemals darum gehen, eine umfassende Uebersicht zusammenzustellen. Vielmehr möchte ich nach und nach wichtige Teilaspekte einer Krankheit vorstellen, die ich in den letzten 25 Jahren sehr gut kennen gelernt habe. Diese Seite befindet sich noch unter Konstruktion. Baustellen sind wie immer vorsichtig zu betreten.
Depression, was ist das?
Depression ist die häufigste psychisch-
Die Depression...
Ist einerseits eine der schlimmsten Krankheiten, die es gibt. Man hat Schmerzen, eine Blasenentzündung, aber man IST depressiv. Es betrifft uns zuinnerst, lähmt unsere Motivation und Lebensfreude, raubt unsere Energie, sabotiert unser Gedächtnis und untergräbt unsere Beziehungen.
Auf der anderen Seite gibt es wenig Krankheiten, die so schwer verlaufen, aber gleichzeitig eine sehr gute Prognose haben. Dies setzt allerdings eine kompetente und intensive ärztliche Behandlung voraus, welche neben Gesprächen meistens auch Medikamente einschliesst.
Diese gute Prognose ist es, welche mich immer wieder motiviert, mich depressiver Patienten anzunehmen. Der Unterschied ist häufig wie Tag und Nacht, viele fühlen sich wie neugeboren.
Welches sind die Hauptsymptome der Depression?
Die Symptome lassen sich nach verschiedenen Kriterien gruppieren. Ich finde die Einteilung in vier Gruppen praktisch sinnvoll:
Antrieb
Gedanken
Gefühle
Körpersymptome
Der Antrieb
Der fehlende Antrieb lässt sich am besten mit ein paar Vergleichen illustrieren.
Ein Depressiver ist wie ein Auto, das mit leicht angezogener Handbremse unterwegs ist. Es fährt langsam, braucht viel Energie und bleibt irgendwann stehen.
Man kann auch sagen, die Depression ist ein Auto mit zu dickem Motorenöl. Alles läuft zähflüssig, mühsam.
Die Gedanken
Das Denken des Depressiven ist eindeutig verändert. Die Wahrnehmung ist verzerrt, ein Hügel wird zum Berg. Die Gedanken sind verarmt, zäh, sie drehen sich gerne im Kreis. (Sogenanntes Grübeln). Die Konzentration ist herabgesetzt, die Vergesslichkeit markant grösser. ("Habe ich Alzheimer?") Man ist pessimistisch, ineffektiv. Der Depressive sieht die Welt quasi durch eine Sonnenbrille: Alles ist dunkel, farblos, flach.
Die Gefühle
Oft wird behauptet, der Depressive sei traurig. Das stimmt so nicht. Trauer ist ein Gefühl, das man deutlich spürt. In der Depression sind alle Gefühle gedämpft, manchmal wie eingefroren. "Ich bin innerlich leer, tot, kalt". Der Pessimismus überwiegt eindeutig. "Ich werde sicher nie mehr gesund". Entscheide werden zur Qual, es gibt nichts mehr, was wirklich Freude macht. Ein zentrales Gefühl ist die Angst. Eine ausgeprägte Depression ohne Angst kommt praktisch nicht vor und ein guter Teil der Angstsymptome sind depressiv begründet. Man spricht davon, dass Angst und Depression wie Zwillinge sind, die selten ohne Partner auftreten.
Der Körper leidet mit
Wie schon erwähnt, betrifft die Depression nicht nur die Psyche. Das gesamte Nervensystem und grosse Teile des Hormonsystems sind mitbetroffen. (Dies gilt bespielsweise für Cortison-
Diese Körpersymptome können derart im Vordergrund stehen, dass man die depressive Grundstimmung vor lauter Körpersymptomen nicht mehr realisiert. Diese Form wird maskierte oder somatoforme Depression genannt, sie wird leicht übersehen.
Welches sind die häufigsten Körpersymptome?
Fast am häufigsten sind Schlafstörungen. Dann aber auch Kraftlosigkeit, Druckgefühle auf der Brust, Schmerzen, Muskelverspannungen, Verdauungsprobleme, sexuelle Funktionsstörungen und auch vegetative Begleitsymptome wie Schwitzen, Frieren etc.
Zyklische Veränderungen
Ein Teil der depressiven Symptome unterliegen typischen Schwankungen. So gibt es einerseits das Morgentief. Die Verzweiflung ist am Morgen am grössten, man möchte das Bett am liebsten nicht verlassen. Häufig bessern sich die Beschwerden im Tagesverlauf und man erlebt einen relativ guten Nachmittag oder Abend.
Bei anderen gibt es Rhythmusstörungen im grösseren Stil. Bei ihnen wechseln depressive und "normale" Phasen alle paar Tage oder Wochen, manchmal auch innerhalb desselben Tages.
Wieder andere erleben zwischen den Tiefs eine eigentliche Hochstimmung, (ich könnte den ganzen Tag singen und die halbe Nacht durcharbeiten) die für Patient und Angehörige sehr belastend sein kann und unter Umständen in unnötigen Grosseinkäufen münden. Damit hätten wir eine spezielle Form, die bipolare Depression kurz gestreift.
Die Suizidalität
ist ein Riesenproblem für Patient und Arzt und bewirkt die hohe Sterblichkeit der Depression.
Ich werde das Thema Suizidalität auf einer separaten Seite ausführlicher darlegen. Für weitere Informationen hier klicken >>
Wie wird die Ursache der Depression wahrgenommen?
Das darf nicht wahr sein!
Diese Zahlen sind einem Vorlesungsskript von Prof. Edith Holsboer entnommen. Sie wurden in den USA erhoben. Es bleibt zu hoffen, dass die Befragung heute anders ausfallen würde.
Energetische Betrachtungen
Die nachfolgenden Schemas sind als Denkanstoss oder Gleichnis gedacht. Jeder Vergleich hinkt und stellt eine Vereinfachung dar. Dennoch sind sie nützlich.
Psychisch gesunde Person
Hier ist der innere Widerstand relativ klein, es steht genug Energie nach aussen zur Verfügung.
Depression
Hier wird der Grossteil der Energie im Inneren verbraucht. Was nach aussen kommt, genügt nicht mehr. Trotz grossem Einsatz ist die Leistungsfähigkeit massiv reduziert und die Arbeitsfähigkeit manchmal nicht mehr gegeben.
Manie
Hier finden wir das Gegenstück zur Depression. Der innere Widerstand ist minimal, die Power nach aussen (vorübergehen) riesig. Man könnte Bäume ausreissen und die halbe Nacht durcharbeiten oder unbedacht viel Geld ausgeben.
Bipolare Krankheit:
Ein Spezialfall ist die Bipolare Depression oder das Manisch-
Energetische Betrachtungen: Teil zwei
Im vorhergehenden Abschnitt bezieht sich die energetische Betrachtung auf ein Einzelindividuum. Es gibt nun noch einen zweiten, ebenso wesentlichen Blickwinkel: Wie verhält sich das Individuum zur Umwelt?
Diese Gedanken erscheinen hier unter dem Obertitel "Depression". Tatsächlich gelten die Ueberlegungen aber für das Verhältnis zwischen dem Menschen und seiner Umwelt ganz allgemein. Man könnte auch von Krankheit und Umwelt sprechen.
Der Ballon als Gleichnis.
Bei jedem Ballon greifen zwei Kräfte ineinander. Auf der einen Seite gibt es die Kräfte des Auftriebes, mit denen der Ballon den Korb nach oben zieht. Praktisch bestehen diese Kräfte aus dem Gas oder der Heissluft im Ballon.
Als zweites wirken die Kräfte des Gewichtes. Generell besteht diese aus allen Komponenten der "Last". Dazu gehören konkret der Korb selber, die Leute darin und eventuell die Sandsäcke.
Kräfte im Zusammenspiel
Ohne die Physik zu bemühen, können wir festhalten, dass es mehrere Möglichkeiten des Zusammenspiels gibt:
Gleichgewicht:
Die Kraft nach unten und nach oben halten sich die Waage, der Ballon fliegt auf der bestehenden Höhe, nur noch getrieben vom Wind.
Auftrieb
Wenn die Kräfte nach oben stärker sind als diejenigen nach unten, so resultiert netto ein Kraft nach oben, der Auftrieb. Der Ballon wird solange steigen, bis sich eine Veränderung des Kräfteverhältnisses ergibt.
Sinkflug
Ueberwiegen die Kräfte nach unten, so wird der Ballon solange sinken, bis er auf der Erde auftrifft oder sich aus einem anderen Grund das Kräfteverhältnis ändert.
Der Ballon als Sinnbild für die Seele
Auch die Seele wird ganz analog von zwei entgegengesetzt wirkenden Kräften bewegt.
Auch hier gibt es Autriebskräfte und solche, die nach unten ziehen, der "Ballast".
Wie sieht das praktisch aus? Welche Auftriebskräfte wirken bei der Seele, welche wirken als Ballast?
Für Auftrieb sorgen
Genug Schlaf, Nahrung,
Gesunde Gene
Positive Prägung in der Familie
Körperliche Fitness
Antidepressiva
Drogen. (aber nicht konstruktiv)
Erfolgserlebnisse, Aufmunterung, Bestätigung
Für Auftrieb sorgen:
Als Ballast wirken:
Erbliche Belastung,
negative Prägungen (Familie, Missbrauch, Traumatisierung)
Berufliche Ueberlastung, zu grosser Ehrgeiz
Körperliche Begleitkrankheiten
Soziale / Zwischenmenschliche Spannungen.
Arbeitslosigkeit
Enttäuschungen
Zwei unterschiedliche Konzepte:
Um einem Ballon mehr Auftrieb zu geben oder einen Menschen zu stabilisieren, kann man zwei Dinge machen: Einerseits kann man den Auftrieb erhöhen oder den Ballast reduzieren. Wenn möglich, werden diese beiden Faktoren kombiniert.
Den Auftrieb erhöhen kann man mit Sozialen Massnahmen, Gesprächstherapie, Medikamenten etc.
Den Ballast reduzieren kann man mit vorübergehender Krankschreibung, mit Korrektur einer perfektionistischen Haltung, durch Delegieren, durchs Setzen von Prioritäten. Diese Listen sind selbstverständlich nicht vollständig.
Arbeitsunfähigkeit hat Vor-
Im körperlichen Bereich ist die Arbeitsunfähigkeit meist relativ einfach festzulegen. Wer sein Bein im Gips hat, kann nicht in den Aussendienst, wer eine frischer Operationsnarbe hat, darf keine Lasten tragen. Et cetera.
Im seelischen Bereich ist die Entscheidung viel problematischer. Einerseits kann es auch aus seelischen Gründen gerechtfertigt sein, jemanden krank zu schreiben. Dies gilt besonders für Erschöpfungsdepressionen oder das sogenannte Burn Out.
In vielen Fällen von leichter bis mittelerer Beeinträchtigung kann das Krankschreiben fatal sein. Man verliert noch den letzten Rest seines Tagesrhythmus, man fällt erst recht in ein Loch und man kann sich an der gewonnen Zeit nicht freuen. Aus demselben Grund gehören Depressive nicht in die Ferien, sondern brauchen therapeutische Begleitung, zu Hause oder auswärts. Wer sich noch nicht freuen kann, wer noch nicht zur Ruhe gefunden hat, darf nicht in die Ferien geschickt werden!
Welche Ursachen der Depression sind bekannt?
Bei den Ursachen gibt es zwei Pole:
Auf der einen Seite die Vererbung, die Faktoren "von innen", das sind endogene Ursachen.
Auf der anderen Seite Ursachen "von aussen", exogen, wie Prägungen in der Kindheit, Traumatisierungen, familiäre und berufliche Belastungen etc.
Zwischen diesen Polen gibt es zahlreiche Uebergänge. Das Verhältnis zwischen endogenen und exogenen Ursachen kann individuell stark variieren.
Beginnen wir mit der Vererbung:
Dass die Vererbung eine grosse Rolle spielt, ist schon länger bekannt. Man kennt Familien, wo sich Depressionen eindeutig häufen, die Chance von Kindern mit depressiven Eltern ebenfalls an Depression zu erkranken, sind deutlich grösser.
Auf molekularer Ebene sind noch nicht alle Details bekannt. Bewiesen ist zum Beispiel, dass ein Gen, das den Serotonin-